Merkmale der RGST- Weiterbildung

Kennzeichen für Qualität
Form und Inhalt der Weiterbildung sollen eine Einheit bilden. Flexibilität in der Stoffvermittlung und hohe Praxisorientierung soll einer „Verschulung“ des Kursgeschehens entgegenwirken. Ausbilder sind Praktiker in Therapie und Beratung, keine hauptberuflichen Dozenten oder Lehrer.

Die Zeitorganisation (freitags und samstags arbeiten) soll die Berufsausübung der Teilnehmer so wenig wie möglich beeinträchtigen und möglichst familienverträglich bleiben. Weitgehende Verlagerung der Weiterbildung an die Arbeitsplätze der Teilnehmer schafft Praxisnähe, erweitert die Feldkompetenz und unterstützt die regionale Vernetzung.

Die sparsame Nutzung von Tagungshäusern, die regionale Begrenzung der Teilnehmerherkunft und weitest mögliche Selbstorganisation der Gruppentreffen sollen die Gesamtkosten in einem vernünftigen Rahmen halten.

Die Unterstützung und Aufrechterhaltung einer von wechselseitiger Akzeptanz und Unterstützung getragenen Lernatmosphäre in der Gruppe hat höchste Priorität.

Die eigenen Stärken nutzen
Im Mittelpunkt soll die Persönlichkeit der Weiterbildungskandidaten stehen, deren kreatives und wachstumsförderndes Potential es zu stärken gilt. Wir ermutigen dazu, die eigenen Stärken kennen zu ler­nen und zu nutzen, anstatt irgendwelche Therapeutenvorbilder zu imitieren. Wir laden ein, sich mit den kommunikativen Mustern in der eigenen Herkunftsfamilie auseinander zu setzen. Wir regen an, gewohnte Interaktionsmuster aus systemischer Sicht verstehen zu lernen, um sie bewusster und gezielter in der Arbeit einsetzen zu können.

Die systemischen Methoden erlernen
Vermittelt werden die verbalen und nonverbalen Techniken, Fertigkeiten und Strategien, wie z.B. paradoxale und direktive Verschreibungen, positives (Um-) Deuten, zirkuläres Fragen, die Arbeit mit Metaphern, Geschichten und Ritualen, Time-Line-Arbeit ebenso wie die Arbeit mit dem Familienbrett, mit Skulpturen und Aufstellungen, dem Genogramm und Organigramm und dem Reflektierenden Team.

Was die Teilnehmer trainieren:

  • aktiv und steuernd einen Kooperationskontext zu gestalten
  • Mitspieler und Gegenspieler zu sein, um lösungsfördernde Konflikte
    in Gang zu setzen
  • Metaperspektiven zu eröffnen durch zirkuläres und paradoxes Fragen
  • kreative Lösungstrancen zu bewirken
  • Humor und spielerische Leichtigkeit in der Konversation zu erzeugen
  • emotionale Intensität zu erzeugen
  • flexibel zu sein und mitzugehen auch bei schnellem Wechsel von Themen
    und Zielen
  • authentisch zu sein mit eigenen Haltungen und Gefühlen
  • Unsicherheit und Aussichtslosigkeit auszuhalten und zu akzeptieren

Problemfeld Familie als Schwerpunkt des Lernens
Inhalte und Methoden der angebotenen RGST- Kurse konzentrieren sich wesentlich auf Berufsfelder, die mit der Beratung von Familien und ihren spezifischen Problemstellungen befasst sind, z.B. in der Jugendhilfe und in sozialen und therapeutischen Einrichtungen. Beratung und Coaching von Einzelpersonen und Institutionen (z. B. auch im Non- Profit- Bereich) sind als ergänzende Lernziele berücksichtigt.

Vertrauensbeziehung in systemischen Arbeitskontexten
Systemische Therapie, Beratung und Supervision finden in einem rechtlich geschützten Raum statt. Schweigepflicht und Datenschutz sind sowohl gesetzlich wie auch durch berufsethische Verpflichtungen geschützt. Ein Zeugnisverweigerungsrecht existiert im Rahmen gesetzlicher Bestimmungen. Klienten werden diesbezüglich hinreichend informiert.

Organisation: Zeitlicher Verlauf der Weiterbildung
Die Weiterbildung ist curricular aufgebaut und erfolgt in aufeinander aufbauenden Stufen. Der Grundkurs dient als Orientierungsphase, d. h. zum Kennenlernen des RGST- Ansatzes und als Entscheidungshilfe für die Anmeldung zur weiteren Teilnahme an der Weiterbildung. Inhaltlich wird eine Übersicht in die wichtigsten theoretischen und praktischen Grundlagen systemischen Arbeitens vermittelt. Es folgen für Berater zwei bzw. für Therapeuten drei ca. ein jährige Praxisphasen. Am Ende jeder Praxisphase ist ein Intensiv- Wochenende zu absolvieren. Den Kursabschluss bildet das Abschlusskolloquium. Ein Quereinstieg ist in der Regel zum Beginn einer jeden Praxisphase möglich.

Wie Inhalte vermittelt werden
Die Vermittlung von Theorie und Methoden, das praktische Einüben, Selbsterfahrung und Supervision stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Theoretisches wird im individuellen Literaturstudium vertieft. Lerninhalte werden erworben durch Gruppenarbeit mit Trainer zur Vermittlung von Theorie und Methoden, Selbsterfahrung, Fallarbeit und (Live-) Supervision. Die Gruppenstärke soll 18 TeilnehmerInnen in der Regel nicht überschreiten. Nach dem Grundkurs trifft man sich etwa einmal monatlich mit AusbilderIn freitags 15.00 bis 21.00 Uhr und samstags 10.00 bis 16.00 Uhr reihum an den Arbeitsplätzen der Teilnehmer.

Durch Arbeit in Peergruppen (Kleingruppen mit vier bis fünf Teilnehmern ohne Trainer) ist Raum für Fallbesprechungen, Intervision und Literaturarbeit. durch die therapeutische bzw. beraterische Arbeit der Teilnehmer im Rahmen ihrer beruflichen Praxis. Praktische Fallarbeit wird im Rahmen der Gesamtgruppe oder der Peergruppe fortlaufend supervidiert und als „therapeutische Praxis“ angerechnet. durch Studium der Pflichtliteratur lt. RGST- Literaturliste in Eigenverantwortung der Teilnehmer.

Kursabschluss
Am Ende der Weiterbildung erhalten die Teilnehmer eine Weiterbildungsbescheinigung über die tatsächlich absolvierten Weiterbildungseinheiten.

Auf Antrag kann bei vollständiger Erfüllung der Zertifikatsbedingungen und entsprechender Beurteilung durch die Ausbilder ein Zertifikat erteilt werden. Das RGST- Zertifikat bescheinigt die Fähigkeit, selbständig Systemische Therapie bzw. Beratung durchzuführen. Es dient zugleich als ausreichender Nachweis für die Erlangung eines Zertifikates der Deutschen Gesellschaft für Systemischen Therapie und Familientherapie (DGSF). Das Zertifikat kann bis spätestens zwei Jahre nach Abschluss der regulären Weiterbildungszeit ausgestellt werden, wenn bis dahin alle Voraussetzungen erfüllt und die geforderten Nachweise bei der Geschäftsstelle der RGST eingereicht worden sind.

Verpflichtung zur Qualität
Die Weiterbildungsgänge entsprechen den Richtlinien und Qualitätsstandards der DGSF und werden kontinuierlich evaluiert. Im offenen Austausch mit den Weiterbildungskandidaten sind wir um Qualität der Weiterbildung auf höchstmöglichem Niveau und um permanente Weiterentwicklung bemüht.